27.4.2012 – Der Tag an dem sich mein Leben komplett veränderte. Heute vor 10 Jahren trat die Ärztin für Neurologie in das Patientenzimmer, in dem nach einer schlaflosen Nacht gespannt auf sie wartete. Was wird sie mir erzählen? Wird sich meine Verdachtsdiagnose Multiple Sklerose bestätigen?
Es dauerte nur wenige Sekunden, da erkannte ich durch ihre Ansprache, Mimik und Gestik, dass sich meine Sorge bewahrheiten würde.
Ihre empathische Erläuterung, dass Multiple Sklerose gut zu behandeln sei und nicht zwingend im Rollstuhl enden würde, ging an mir vorbei. Ich wollte ihre Worte nicht hören, also ignorierte ich sie und überzeugte mich davon, dass das alles kein Ding für mich sei.
Diese Überlebensstrategie funktionierte kaum ein paar Tage. Damals wurde ich immer wieder durch die Symptome an die MS erinnert. Heute weiß ich, ich wurde an etwas viel größeres erinnert – an mich selbst.
Ohne es zu wissen, begab ich mich schon nach meiner Entlassung auf eine Reise. Auf eine Reise zu mir selbst. Ich durchlebte Phasen der Wut, der Trauer, der Ignoranz, des Hasses. Nach einigen Jahren erkannte ich endlich, was hinter all meinen Emotionen, meinen Widerständen und meinen Sorgen steckte. Angst.
Und begegnete ich mir selbst. Als ich bereit war mich all meinen Sorgen und Ängsten zu stellen, erkannte ich die Liebe, die Freude, die Dankbarkeit und vor allem: meine Sehnsucht. Die Sehnsucht, anzukommen. Im Leben, bei mir.
Ich bin noch immer nicht ganz angekommen, denn ich weiß, ich darf das Leben noch weiter erfahren. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken!
Und ich weiß auch, ohne die Multiple Sklerose wäre ich gar nicht erst losgegangen. Ohne Schatten kein Licht.
Danke, Multiple Sklerose für alle die Erfahrung.
In Liebe,
Alexandra