Pseudoschub bei Multiple Sklerose – mein Erfahrungsbericht über atypische MS-Symptome (2/5)

Wer mit Multiple Sklerose (MS) lebt, kennt dieses beklemmende Gefühl: Plötzlich melden sich MS-Symptome zurück, die längst vergessen schienen – Taubheitsgefühle, Sehstörungen oder extreme Erschöpfung. Sofort schleicht sich die Sorge ein: „Ist das ein neuer Schub?“ Doch nicht immer steckt tatsächlich ein Schub dahinter. Manchmal handelt es sich um einen sogenannten Pseudoschub – eine vorübergehende Verschlechterung der Symptome, ausgelöst durch äußere Faktoren wie Hitze, Stress, Infekte oder Überlastung.

Wie im ersten Erfahrungsbericht über meine Sorge vor unklaren MS-Symptomen nehme ich dich auch diesmal mit – in einen weiteren Abschnitt meines Lebens mit MS und meiner Suche nach einer Ursache für meine atypischen Symptome.

In der Notaufnahme – Verdacht auf MS-Schub oder Pseudschub bei MS

Am vergangenen Sonntagmittag habe ich gemerkt, dass meine – zunächst fraglichen – MS-Symptome stärker wurden. Dieses Gefühl, dass „etwas nicht stimmt“, kenne ich mittlerweile gut – und doch war es diesmal anders. Ich spürte also plötzlich eine große Motivation (Angst), mir eine Zweitmeinung einzuholen. Also entschied ich mich, notfallmäßig in die Klinik zu fahren. Denn ich hatte Sorge, dass sich hinter diesen neurologischen Symptomen etwas Ernsteres verbergen könnte.

In diesem Beitrag möchte ich erzählen, was in diesen Stunden passiert ist, was ich über Pseudoschübe bei MS bisher gelernt habe – und warum es so wichtig ist, den eigenen Körper ernst zu nehmen, ohne sich von Angst leiten zu lassen.

Zwischen MS-Schub, Pseudoschub und etwas völlig Neuem

Schon beim Ankommen in der Notaufnahme fiel mir etwas auf: Ich wurde ganz anders behandelt als noch ein paar Tage zuvor in der Praxis. Die Ärztin und das Pflegepersonal nahmen sich Zeit, hörten mir aufmerksam zu, stellten viele Fragen und untersuchten mich gründlich. Allein das fühlte sich schon unglaublich wohltuend an – endlich gesehen und ernst genommen zu werden.

Zügig schilderte ich meine aktuellen MS-Symptome:

  • Stotterndes, abgehacktes Sehen
  • Ein Zischen im Kopf bei Augenbewegungen (besonders beim Blick nach links und rechts)
  • Kribbeln in den Fingerspitzen beidseitig und an den Lippen
  • Gangunsicherheit, jedoch ohne Schwindel

Nach eingehender Untersuchung und einem offenen, respektvollen Gespräch stand zunächst die Einschätzung im Raum:

„Die Symptome, die Sie beschreiben, sind untypisch für eine klassische neurologische Erkrankung. Aktuell spricht vieles für einen infektbedingten Pseudoschub.“

Was für mich in diesem Moment am wichtigsten war: Es wurden akut bedrohliche Ursachen ausgeschlossen – und das war die größte Erleichterung überhaupt.

Ich wurde gesehen und ernst genommen, obwohl die Notaufnahme voll war – voller Menschen, denen es augenscheinlich schlechter ging als mir. Trotzdem nahm man sich Zeit für mich, für meine Sorgen, für mein Erleben. Ich war einfach nur dankbar. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie hilfreich es sein kann, wenn ich nicht nur MS bin, sondern Mensch. 🙏🏼

🧠 Was für einen Pseudoschub bei MS spricht

Ein Pseudoschub bei Multiple Sklerose (MS) kann auftreten, wenn das Immunsystem durch einen Infekt oder eine andere körperliche oder seelische Belastung aktiviert wird. In solchen Phasen können alte MS-Symptome plötzlich wieder stärker spürbar sein – ohne, dass es sich dabei um einen echten neuen Schub handelt.

Im Gegensatz zu einem echten Schub kommt es nicht zu neuen Entzündungen oder Nervenschäden. Das Nervensystem reagiert lediglich empfindlicher auf die momentane Belastung.

In meinem Fall spricht Folgendes für einen Pseudoschub:

  • Ich hatte ähnliche Symptome bereits Anfang des Jahres – ebenfalls während eines Infekts.
  • Damals verschwanden sie nach wenigen Tagen wieder.
  • Auch diesmal fühlen sich die Symptome vergleichbar an, jedoch insgesamt milder.

⚖️ Was gegen einen Pseudoschub spricht

Ganz ausschließen lässt sich ein echter MS-Schub oder eine völlig andere Ursache allerdings nicht. Denn:

  • Ich hatte noch nie genau diese Symptomatik in einem früheren Pseudoschub bei MS.
  • Pseudoschübe zeigen normalerweise alte, bereits bekannte Symptome – also solche, die man schon aus einem früheren Schub kennt.
  • Die aktuellen Beschwerden, wie das Zischen im Kopf oder das Kribbeln bei Augenbewegungen, sind eher ungewöhnlich für MS.
  • Außerdem hatte ich ähnliche Symptome im letzten Jahr – und zwar ohne Infekt.

Pseudoschub, MS-Schub, Neue Ursache?

Es könnte trotzdem ein infektgetriggerter Pseudoschub sein.
Vielleicht hatte ich in der Vergangenheit stille Läsionen im Hirnstamm oder Halsmark, die bisher unbemerkt geblieben sind?

Ein Infekt kann bei MS genau solche Areale kurzzeitig aktivieren – und dann treten plötzlich neue oder irritierende MS-Symptome auf, die verwirren und verunsichern.

Deshalb wurde mir geraten, eine bildgebende Kontrolle (MRT) vom Halsmark und eventuell auch der Brustwirbelsäule durchführen zu lassen.

Denn (Im wahrsten Sinne des Wortes – haha 😉):

Die MS findet nicht nur im Kopf statt!


Lasst euch nicht abfertigen💬.
Manchmal braucht es nicht sofort eine medizinische Diagnose oder ein neues Medikament
sondern einfach nur ein offenes Ohr, Verständnis und echte Empathie💚.

Wie lange dauert ein Pseudoschub bei MS eigentlich❓

Diverse Quellen geben an, dass ein Pseudoschub innerhalb von 24 bis 72 Stunden wieder abklingt.
Ich bin heute bei Tag 7 – also länger als gedacht.

Doch ich vertraue darauf, dass sich mein Körper bald wieder stabilisiert.
Das Wichtigste ist für mich: keine Panik, sondern achtsam bleiben und den Körper halten (und beobachten).

Denn das Leben mit MS lehrt mich immer wieder:

💚 Vertrauen in den eigenen Körper ist genauso wichtig wie medizinische Kontrolle.

Scham und Mut in einem Leben mit MS

Ich muss ehrlich sagen – früher hätte ich nicht weiter nachgeforscht.
Wenn die Symptome nach ein paar Tagen verschwanden, war mir das oft „peinlich“.
Ich hatte Angst, Ärzt:innen könnten denken, ich übertreibe oder würde mir das alles nur einbilden.

Heute – fast acht Tage nach dem ersten Auftreten – habe ich immer noch MS-Symptome … oder vielleicht auch etwas völlig anderes, eine andere neurologische Ursache. Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht.
Das Zischen im Kopf, die Ausstrahlung in Hände und Mund sowie das abgehackte Sehen sind immer noch da.

Die Neurologin in der Notaufnahme hat mich bestärkt, dranzubleiben – weiterzuforschen, aufmerksam zu bleiben und mir Unterstützung zu holen.
Und genau das ist jetzt mein Plan. Aber nicht nur medizinisch oder neurologisch – sondern ganzheitlich! 🌿

Natürlich liegt bei mir die Vermutung nahe, dass es sich um einen MS-Schub oder Pseudoschub handeln könnte – schließlich lebe ich mit Multipler Sklerose.
Aber es gibt eben auch andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können.
Und es gibt die sogenannten atypischen MS-Symptome – die MS heißt schließlich nicht ohne Grund „die Krankheit der tausend Gesichter“.

Mein Weg besteht nun darin, auf das zu hören, was mir guttut, was mir Kraft gibt und mich im Innersten stärkt – durch Craniosacraltherapie, Bioresonanztherapie und viel Selbstfürsorge.

Ich bin guter Dinge und neugierig, wohin mich dieser Weg führen wird. ✨ Ich teile mein Erleben mit MS – auch diesen aktuellen Pseudoschub bzw. diese Schubsituation – weiterhin offen und ehrlich mit euch. Hier geht es zum nächsten Artikel, Gründen nie aufzugeben und neuen WUNDERN!

Und während ich diese Zeilen tippe – ernsthaft! – hat mich ganz herzlich überrascht ein Anruf aus der MS-Ambulanz des Krankenhauses, in dem ich mich vor einigen Tagen notfallmäßig vorgestellt hatte.
Der Oberarzt nahm sich Zeit, genau zu erklären, was für einen Pseudoschub spricht – und wann ich unbedingt wiederkommen sollte, falls sich etwas verändert.
Besonders liebevoll wies er mich außerdem darauf hin, dass mein Neurologe bald aus dem Urlaub zurückkehrt, damit ich dort die weitere Abklärung in Ruhe fortsetzen kann. Bei Verschlechterung oder anderen Umständen, kann ich mich jederzeit wieder vorstellen. DANKE!

Bis dahin:
Schau gern auf Instagram vorbei – dort bin ich fast täglich aktiv und führe eine Art kleines „MS-Tagebuch“.

Gehabt euch wohl 😉!
Von Herzen,
Alexandra

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