In meinem ersten Artikel der Artikelserie über Blasenfunktionsstörungen bei Multipler Sklerose (MS) habe ich dir erzählt, wie viele Ängste und Sorgen ich hatte, als bei mir MS diagnostiziert wurde, vor allem in Bezug auf mögliche Blasenprobleme. Durch meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin weiß ich von anderen MS-Patient*innen, wie viel Scham hinter diesem Symptom steckt! Blasenfunktionsstörungen sind keine Seltenheit, daher ist es wichtig, über dieses Tabuthema zu sprechen, um allen Betroffenen die Angst davor zu nehmen! Aus diesem Grund habe ich in meinem letzten Beitrag Tipps zum Umgang mit der Angst vor Blasenproblemen bei MS gegeben.
Heute teile ich mit dir:
- Informationen über Blasenfunktionsstörungen bei Multiple Sklerose,
- meine persönliche Erfahrung und wie ich meine Ängste vor Herausforderungen mit der Blase bei MS, insbesondere dem Katheterisieren, überwunden habe,
- Möglichkeiten, wie du Unterstützung von außen erhalten kannst.
Blasenprobleme bei Multipler Sklerose
Zunächst ist es wichtig zu betonen, dass Blasenprobleme bei MS auftreten können, aber nicht zwangsläufig eine Folge von MS sind! Die Krankheit MS mit den 1000 Gesichtern ist individuell und die Ausprägung und Vielfalt der Symptome sind bei jedem MS-Betroffenen anders.
Trotzdem zeigen sich bei Multipler Sklerose vergleichbare Symptome von Blasenfunktionsstörungen. Zu den potenziellen Blasenproblemen, die bei MS auftreten können, gehören:
- Häufiges Wasserlassen
- Erhöhter Harndrang
- Dranginkontinenz
- Unvollständige Blasenentleerung
Quelle: https://www.kontinenzzentrum.ch/de/erkrankungen/neurogene-blasenstoerungen/multiple-sklerose.htm
Bei Blasenproblemen können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Heutzutage gibt es eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten für Blasenprobleme bei MS.
Ich gebe zu: Als ich mit Anfang 20 die Diagnose MS erhielt, hatte ich große Angst davor, dass sich mein Alltag und meine Lebensqualität, insbesondere durch Blasen- und Darmprobleme verändern würden. Gleichzeitig habe ich während meiner Ausbildung zur Krankenschwester hautnah miterlebt, welche Behandlung bei schweren Blasensfunktionsstörungen hilfreich sein kann: Die Einmalkatheterisierung.
Ich war Krankenschwester und MS-Patientin zugleich
Als bei mir MS diagnostiziert wurde, hatte ich also nicht die Wahl, mich mit Blasenstörungen und Katheterismus zu beschäftigen, da ich in meinem Beruf als Krankenschwester regelmäßig im Kontakt mit Patienten war, die einen Katheter nutzten. Aber nicht nur das! In meiner Rolle als Krankenschwester habe ich die Patienten (Pat.) sogar angeleitet, sich selbst zu katheterisieren. Ich war Pflegende und Patientin zugleich. Durch das Anleiten und Unterstützen verlor ich meine Horrorvorstellung vor dem Selbst-Katheterisieren.
Was zusätzlich zur Verminderung meiner Angst beitrug, waren die zahlreichen Gespräche, die ich mit meinen Pat. führte. Ich fragte sie, wie sie sich beim Katheterisieren fühlten, wie sie sich in der Öffentlichkeit fühlten und wie sie generell im Alltag damit zurechtkamen. Ich war positiv überrascht, als mir die meisten Patienten sagten, dass sie sogar dankbar für dieses Hilfsmittel und diese Behandlungsmöglichkeit sind! Denn so können sie das Leben leben, das sie wollen, sagten sie mir. Die Lebensqualität sei wieder gestiegen! Durch die Selbstkatheterisierung können sie wieder aktiv an vielen Bereichen des Lebens teilnehmen! Durch die Gespräche und die Hilfe konnte ich lernen und erfahren, dass es gar nicht so schlimm ist, sich selbst zu katheterisieren, sondern dass es sehr hilfreich ist!
Nun, nicht jede MS-betroffene Person, die Ängste und Sorgen hat, ist Krankenschwester. Trotzdem möchte ich dir aus eigener Erfahrung sagen, dass sich selbst zu katheterisieren nicht so schlimm ist, wie du vielleicht denkst!
Auf dieser Seite erfährst du noch mehr über Blasenschwäche bei MS und kannst dich sogar kostenlos beraten lassen! Wenn du keine Ahnung hast, wie ein Katheter aussieht und welche Produkte es heute für die Kontinenzversorgung gibt, dann schau doch mal bei Coloplast vorbei. Bei Coloplast findest du verschiedene Katheter.
Wer kann dir bei Blasenproblemen helfen?
In der heutigen Zeit stehen uns zahlreiche Anlaufstellen zur Verfügung, wenn wir mit Blasenproblemen zu kämpfen haben. Ich möchte dich dabei unterstützen, die für dich passende beratende Stelle zu finden. Schau dir diese Liste von Optionen an und entscheide für dich, welche ratgebende Anlaufstelle, die passende für dich ist:
- dein*e behandelnde*r Arzt*in ( Hausärzte, Neurologen, Urologen)
Eine medizinische Anlaufstelle kann dir eine grundlegende Einschätzung deiner Blasenprobleme geben und ggf. weitere Schritte empfehlen. Der Facharzt/die Fachärztin für Neurologie kann dir bei Blasenproblemen bei Multiple Sklerose spezifisches Fachwissen bieten. Urologen sind Fachärzte, die auf Blasenprobleme spezialisiert sind. - eine*n Psychotherapeut*in
Diese Anlaufstelle kann dir bei der Bewältigung von Angst und Scham, die mit Blasenprobleme einhergehen, helfen. - eine Selbsthilfegruppe oder ein 1:1 Austausch mit einer MS-erkrankten Person
Ein Erfahrungsaustausch mit Menschen, die ähnliche Herausforderungen durch MS und Blasenprobleme (erlebt) haben, kann sehr unterstützend sein. - Beratungsgespräche mit dem Telefonservice von Coloplast
Unternehmen wie Coloplast bieten spezialisierte Produkte und Beratung für Menschen mit Blasenproblemen an. Du kannst dort sogar Informationen zu Produkten erhalten, die dir bei der Bewältigung deiner Probleme helfen können.
Denke daran, dass jeder Mensch anders ist und dass es wichtig ist, die Unterstützung zu wählen, die am besten zu deinen individuellen Bedürfnissen passt. Zögere nicht, die verschiedenen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du sie brauchst. Deine Gesundheit und dein Wohlbefinden stehen an erster Stelle!
Ich weiß: Oft beschäftigen wir uns nicht mit den Dingen,
vor denen wir Angst haben!
Aber meistens sollten wir uns genau damit beschäftigen und hinschauen. Ich kann verstehen, dass du Scham oder Angst empfindest, wenn du Blasenprobleme hast und dich nicht traust, darüber zu sprechen. Aber aus gesundheitlicher Sicht ist es sehr wichtig, Blasenprobleme nicht zu ignorieren, denn unbehandelte Blasenprobleme können zu Komplikationen wie Harnwegsinfektionen führen. Hier findest du einen anoymen Selbsttest, um Anhaltspunkte festzustellen, die auf Blasenprobleme hindeuten.
Wichtig zu wissen: Die Katheterisierung darf nur nach Verschreibung durch einen Arzt durchgeführt werden! Führe eine Katheterisierung niemals einfach ohne Absprache durch.
Blasenprobleme sind kein Weltuntergang und keine Horrorshow! Zumal diese Symptome bei MS gar nicht auftreten müssen! Abschließend ist es mir wichtig zu betonen, dass es immer Hilfe gibt, wenn du bereit bist, sie anzunehmen!
Ich bin ehrlich zu dir, wenn es in meinem Leben mit MS einmal dazu kommen sollte, dass ich mich selbst katheterisieren muss, dann habe ich immer noch Respekt und ein bisschen Angst davor. Und das ist völlig in Ordnung! Wichtig ist, dass die Katheterisierung kein Horrorszenario mehr ist. Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Erfahrungen und diesem Beitrag ein wenig die Panik nehmen.
Ich freue mich, wenn du meinen Instagram-Post zu diesem Thema besuchst und mir – falls vorhanden – erzählst, was dir geholfen hat, keine Angst mehr vor Blasenproblemen zu haben. So können wir gemeinsam anderen MS-Betroffenen, die noch viel Angst haben, helfen, weniger Angst zu haben :).
Pass auf dich auf und sorge gut für dich!
Alles Liebe, Alexandra
// Dieser Beitrag entstand in einer Zusammenarbeit mit Coloplast GmbH
Ist es sehr schwierig, einen Spezialisten für urologische Probleme zu finden? Ich glaube, ich muss einen finden. Ich weiß nicht genau, was los ist, aber es ist natürlich ein bisschen beängstigend.
Hallo Manfred, vielen Dank für deine Offenheit! Leider habe ich mit Urologen keine Erfahrungen gemacht und weiß durch Bekannte nur, dass sie sich bei ihren Urologen bisher gut aufgehoben gefühlt haben. Wenn es ein neurologisches Problem z.B. wegen MS ist, dann lass dich von deinem*r Neurologem*in beraten. Oder du gehst mal zu deinem*r Hausarzt*ärztin. Ich wünsche dir eine baldige Abklärung!
Liebe Grüße, ALexandra