Multiple Sklerose verstehen: In diesem Artikel möchte ich über grundlegendes bei Multiple aufklären, damit du die chronische Erkrankung besser verstehst.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der sowohl das Rückenmark als auch das Gehirn betroffen sein können. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen, wie Taubheit, Kribbeln, Sehstörungen und Gangunsicherheit führen. Die Erkrankung wird durch Entzündungen und Schäden an den Myelinscheiden der Nervenfasern verursacht.
Die Symptome sind bei Menschen mit MS unterschiedlich stark ausgeprägt. Je nach Krankheitsaktivität sind die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt. Da Multiple Sklerose nicht bei jedem Betroffenen gleich ist, sondern sehr unterschiedlich verläuft, spricht man auch von der „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“.
In Deutschland sind nach den aktuellen Zahlen des Bundesversicherungsamtes mehr als 252.000 Menschen an MS erkrankt (Stand 2022). Jährlich erkranken mehr als 15.000 Menschen an Multiple Sklerose. Dabei erkranken Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer.
Formen von Multiple Sklerose
Es gibt drei Hauptformen der Multiplen Sklerose (MS):
Relapsierend-remittierende MS: Dies ist die häufigste Form der MS, bei der Schübe mit Symptomen auftreten, die von beschwerdefreien Phasen (Remissionen) unterbrochen werden.
Sekundär progrediente MS: Diese Form beginnt wie die schubförmige MS, aber die Symptome verschlechtern sich im Laufe der Zeit kontinuierlich.
Primär progrediente MS: Diese Form beginnt mit einer kontinuierlichen Verschlechterung der Symptome von Anfang an.
Neben diesen drei Hauptformen gibt es noch weitere Unterformen, die ich hier aber nicht näher beschreibe.
HIER findest du eine detaillierte Beschreibung zu den oben aufgeführten Formen von MS.
Symptome bei MS
Wie beschrieben, ist Multiple Sklerose eine chronische Erkrankung des Nervensystems, weshalb es zu einer Störung bei der Signalübertragung zwischen Gehirn und Rückenmark führen kann. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein und reichen von Lähmungen und Taubheitsgefühlen bis hin zu Sehstörungen und Schmerzen.Es gibt viele verschiedene Symptome, die bei MS auftreten können, und die Schwere und Häufigkeit dieser Symptome kann von Person zu Person variieren. Daher auch der Name “ Die Krankheit mit den 1000 Gesichtern.”
Zu den häufigsten Symptomen der MS gehören:
- Lähmung oder Schwäche der Körpergliedmaßen
- Sensibilitätsstörungen; wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Armen und Beinen
- Sehprobleme; wie Doppelbilder oder Sehstörungen
- Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
- Spastik oder Steifheit der Muskeln
- Schmerzen und Empfindlichkeit
- Müdigkeit und Erschöpfung (ggf Fatigue-Syndrom)
- Probleme mit der Blasen- und Darmfunktion
Es können auch psychische Symptome wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Depressionen oder Angstzustände auftreten.
Um die Komplexität der Symptome bei Multiple Sklerose besser verstehen zu können, schreibe ich noch detailliertere Blog-Artikel über die einzelnen Symptome.
Ursachen von Multiple Sklerose
Die genauen Ursachen der MS sind noch nicht vollständig bekannt. Es gibt jedoch einige Faktoren, die das Risiko erhöhen, an MS zu erkranken. Dazu gehören:
Genetische Faktoren: MS ist keine Erbkrankheit, aber es besteht ein erhöhtes Risiko, an MS zu erkranken, wenn Verwandte ersten Grades an MS leiden.
Umweltfaktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Umweltfaktoren wie Virusinfektionen, Vitamin-D-Mangel oder eine ungünstige geografische Lage das MS-Risiko erhöhen können.
Immunologische Faktoren: Einige Studien haben gezeigt, dass Menschen mit bestimmten Autoimmunerkrankungen ein erhöhtes Risiko haben, an MS zu erkranken.
Es wird vermutet, dass die Kombination von genetischen und Umweltfaktoren dazu führen kann, dass das Immunsystem des Körpers „verwirrt“ wird und beginnt, die Myelinscheiden anzugreifen.
Es ist wichtig zu betonen, dass es keine bekannte Möglichkeit gibt, MS zu verhindern, und dass die Ursachen noch nicht vollständig verstanden sind. Forscher arbeiten jedoch ständig daran, mehr über die Krankheit zu erfahren und mögliche Behandlungen und Heilmethoden zu entwickeln.
Einige Risikofaktoren, die mit MS in Verbindung gebracht werden, sind Alter, Geschlecht (Frauen sind, wie oben beschrieben, häufiger betroffen als Männer), Rauchen und Vitamin-D-Mangel.
Diagnostik bei MS
Um die Diagnose sicherzustellen, ist die frühzeitige und richtige Diagnostik sehr wichtig. Dazu zählen folgende Untersuchungsmethoden:
MRT (Magnetresonanztherapie) Die Untersuchung ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem ein genaues Bild vom Gehirns und Rückenmarks dargestellt wird. Dabei wird die (mögliche) Veränderung der Myelinscheide sichtbar gemacht.
Lumbalpunktion (Spinalpunktion) Die Lumbalpunktion ist ein Verfahren, bei dem eine kleine Menge an Gehirn- oder Rückenmarksflüssigkeit entnommen wird.
EEG (Elektroenzephalographie) Mit einem EEG lässt sich die elektrische Aktivität des Gehirns messen.
EP (Evozierte Potenziale) EPs sind Tests, bei denen die Reaktionszeit des Gehirns auf bestimmte Reize gemessen wird. Dies kann helfen, eventuelle Schäden an den Sehnerven oder an den Bahnen im Gehirn zu erkennen, die auf MS hinweisen können.
Weitere und ausführliche Erklärungen zu verschiedenen diagnostischen Methoden, findest du HIER.
Die Diagnostik ist wichtig, um eine sichere Diagnose zu stellen. Denn wenn die Diagnose von MS bestätigt ist, kann frühzeitige Behandlung eingeleitet werden, um die Progression der Krankheit zu verlangsamen und die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern.
Behandlung von MS
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine Heilung für Multiple Sklerose. Es gibt jedoch verschiedene Behandlungsansätze, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern können. Dazu gehören:
Medizinische Therapie: Die medikamentöse Therapie ist eine der häufigsten Behandlungsformen. Es gibt viele verschiedene Medikamente, die zur Behandlung von MS eingesetzt werden können. Diese Medikamente können helfen, die Entzündungen im Nervensystem zu reduzieren und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Physiotherapie: Diese Therapie kann u.a. helfen, die Muskelkraft und Mobilität zu erhalten oder sogar zu verbessern. Diese Therapie wird in der Regel vom behandelnden Neurologen verordnet.
Ergotherapie: Diese Therapie kann u.a. dabei helfen motorische und kognitive Fähigkeiten zu verbessern. Auch diese Therapie bedarf einer Verordnung vom Arzt.
Alternative Behandlungsmethoden: Einige Menschen mit MS nehmen auch alternative Behandlungsmethoden in Anspruch, darunter Akupunktur, Yoga, Stressmanagement und Ernährungsmaßnahmen. Obwohl es für diese Behandlungsformen nicht immer wissenschaftliche Belege gibt, können sie für manche Menschen hilfreich sein.
Psychologische Unterstützung: Die psychologische Unterstützung kann für viele MS-Erkrankte hilfreich sein, da die MS-Erkrankung einige Herausforderungen mit sich bringen kann. Begleitdiagnosen wie Depressionen sind leider keine Seltenheit. Diese können durch psychologische Unterstützung gelindert oder beseitigt werden.
Es ist sehr wichtig, zu betonen, dass jeder Mensch mit MS unterschiedlich auf eine Behandlung anspricht und dass es keine einheitliche Behandlungsmethode gibt, die für alle Menschen mit MS geeignet ist. Es kommt dabei immer auf die Symptomatik und den Verlauf der Erkrankung an. Multiple Sklerose verstehen zu können, ist gar nicht so einfach. Wie du sicher bemerkt hast, hat die MS keinen festen Fahrplan.
Leben mit MS
Viele Menschen, die an MS erkranken, fragen sich zunächst: „Wie ist ein Leben mit Multipler Sklerose möglich? Was nimmt mir die Krankheit? Auf was muss ich in Zukunft verzichten? Welche Körperfunktionen werden mir genommen?“
Tatsache ist, dass niemand „vorher“ sagen kann, welche Herausforderungen Multiple Sklerose mit sich bringt. Wie eingangs geschrieben, ist Multiple Sklerose die Krankheit mit den 1000 Gesichtern. Das bedeutet, dass die Erkrankung, insbesondere die Ausprägung, die Symptome und der Verlauf IMMER individuell sind. Es gibt MS-Betroffene, die nur einen Schub hatten, der sich auch wieder zurückgebildet hat. Es gibt aber auch Menschen mit mehreren Schüben, die sich nicht mehr zurückgebildet haben.
In jedem Fall ist ein Leben mit Multipler Sklerose möglich. Auch wenn MS derzeit nicht heilbar ist, gibt es eine Vielzahl von Therapien und eine Reihe von Hilfsmitteln, die ein (selbstbestimmtes) Leben mit MS ermöglichen.
Um Multiple Sklerose verstehen zu wollen, Bedarf es Mut, hinzuschauen. Wenn du bis hierher gelesen hast, dann warst du sehr mutig 🙂 Danke!
Quellen: Was ist MS? | DMSG
Einflussfaktoren: Wodurch wird MS verursacht? | Bayern 2 | Radio | BR.de
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Euer Engagement für ganzheitliches Wohlbefinden ist
wirklich inspirierend. Ich habe so viel über meinen Körper und seine Bedürfnisse gelernt.