Hast du jemals darüber nachgedacht, welche alternativen Therapien dein Wohlbefinden in deinem Leben mit Multipler Sklerose (MS) positiv beeinflussen könnten?
Heute möchte ich mit dir über ein Thema sprechen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt: Osteopathie bei Multipler Sklerose!
Als MS-Betroffene habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir die Osteopathie als Therapie sehr bei meinem Gesundheitsverlauf hilft. Deswegen bringe ich dir diese Methode näher, denn möglicherweise könnte Osteopathie auch bei dir ein Schlüssel sein, um deine Lebensqualität mit Multiple Sklerose zu verbessern. Da dieses Thema sehr umfangreich ist, teile ich den Artikel in zwei Blöcken auf.
In diesem Artikel erfährst du,
– was Osteopathie ist,
– welche Wirkungsweise diese hat,
– welche Formen es bei der Osteopathie gibt und wie diese wirken.
Im zweiten Teil erfährst du, wie Osteopathie bei Multipler Sklerose unterstützend wirken kann, welche Behandlungskosten übernommen werden und welche persönlichen Erfahrungen ich mit osteopathischen Behandlungen gemacht habe. Ich empfehle dir, zuerst diesen ersten Artikel zu lesen, da der zweite darauf aufbaut.
Was ist Osteopathie?
„Osteopathie ist eine eigenständige, ganzheitliche Form der Medizin, in der Diagnostik und Behandlung mit den Händen erfolgen. Osteopathie geht dabei den Ursachen von Beschwerden auf den Grund und behandelt den Menschen in seiner Gesamtheit.“1
Osteopathie zielt darauf ab, das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Unser Körper ist ein komplexes Zusammenspiel aus zahlreichen Strukturen, die direkt oder indirekt miteinander verbunden sind. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die sogenannten Faszien. Diese feinen Bindegewebsschichten umhüllen jede einzelne Struktur des Körpers und bilden zusammen eine umfassende Körperfaszie. Während Faszien in der Schulmedizin oft wenig Beachtung finden, sind sie in der Osteopathie ein zentraler Aspekt. Sie verknüpfen selbst Bereiche des Körpers, die funktionell nichts miteinander zu tun haben. Aus osteopathischer Sicht können Faszien dadurch Veränderungen von einer Stelle des Körpers auf eine andere übertragen – was erklärt, warum Beschwerden häufig an einem anderen Ort auftreten als die eigentliche Ursache.
Die Wirkungsweise der Osteopathie
Krankheiten oder Funktionsstörungen entstehen häufig, wenn der Körper die Fähigkeit zur Selbstregulierung verliert. Genau hier setzt die Osteopathie an, indem sie die Selbstheilungskräfte anregt. Wie erwähnt: Die Osteopathie basiert auf der Aktivierung der Selbstheilungs- und Selbstregulationskräfte des Körpers.
Damit Organe und Körperteile optimal arbeiten können, benötigen sie ausreichend Bewegungsfreiheit. Ziel der osteopathischen Behandlung ist es, Spannungen im Gewebe zu lösen und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Osteopathen konzentrieren sich dabei darauf, die Ursachen von Beschwerden zu finden, anstatt lediglich einzelne Symptome zu behandeln. Insofern kann es vorkommen, dass der*die behandelnde Osteopath*in nicht die schmerzende Stelle direkt behandelt.
Die drei Säulen der Osteopathie
In der Osteopathie werden drei „Hauptsysteme“ unterschieden, die eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Diese drei Systeme sind:
- Das strukturelle und parietale System (parietale Osteopathie)
- Das viszerale System (viszerale Osteopathie)
- Das kraniosakrale System (kraniosakrale Osteopathie)
Diese Systeme sind Bestandteil eines ganzheitlichen Ansatzes, bei dem sie in der osteopathischen Behandlung ineinandergreifen. Im Folgenden erläutere ich dir die Säulen im Detail.
Was bedeutet strukturelle und parietale Osteopathie?
Die parietale Osteopathie konzentriert sich auf das Muskel-Skelett-System, das für Stabilität und Bewegung sorgt. Dazu gehören Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien – also der gesamte Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers. Die parietale Osteopathie, auch strukturelle Osteopathie genannt, zielt darauf ab, solche Ungleichgewichte zu erkennen und zu behandeln.
Mit dieser Methode können Blockaden in Gelenken, Verklebungen in den Faszien oder Verspannungen in Muskeln gelöst werden. Durch gezielte Techniken findet der Körper oft zu einer schmerzfreien und entspannten Haltung zurück. Die parietale Osteopathie wird häufig bei Sport- oder Unfallverletzungen, Haltungsschäden, Rückenschmerzen oder verklebten Faszien eingesetzt.
Typische Techniken in der parietalen Osteopathie:
- Manuelle Mobilisation
- Impulstechniken (HVLA-Thrust)
- Faszien- und Bindegewebstechniken
- Rhythmische Mobilisation
- Chiropraktische Griffe
Was bedeutet viszerale Osteopathie?
Die viszerale Osteopathie beschäftigt sich mit der Behandlung der inneren Organe – im Gegensatz zur parietalen Osteopathie, die sich auf Skelett, Gelenke und Muskeln konzentriert. Viele Organe im Brust-, Bauch- und Beckenraum sind vom Bauchfell umgeben und durch Bindegewebe miteinander verbunden. Laut der viszeralen Osteopathie können Störungen in der Beweglichkeit dieser Organe zu Funktionsproblemen führen. Diese Beeinträchtigungen können durch Reflexe auch das Skelettsystem beeinflussen, was erklärt, warum Beschwerden oft an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten.
Stress, Bewegungsmangel oder eine unausgewogene Ernährung begünstigen häufig Verspannungen in den Faszien und Bändern, die die Organe umgeben. Mit speziellen Techniken löst die viszerale Osteopathie solche Verspannungen, unterstützt die Beweglichkeit der Organe und fördert deren natürliche Funktion. Der Osteopath ertastet die Eigenbewegung der Organe, um deren Zustand zu beurteilen. Einschränkungen in der Beweglichkeit werden mit sanften Techniken wie Druck-, Zug- und Gleittechniken behandelt, um die Organfunktion zu verbessern und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
Die viszerale Osteopathie hilft dabei:
- Verklebungen zu lösen
- Die Gleitfähigkeit und Beweglichkeit der Organe zu fördern
- Störungen des Nervensystems und der Blutgefäße zu behandeln
Was bedeutet kraniosakrale Osteopathie?
Die kraniosakrale Osteopathie ist eine manuelle Behandlungsmethode, die sich auf die Verbindung von Schädel (Cranium), Wirbelkanal (Duralschlauch) und Kreuzbein (Sacrum) konzentriert. Dieser Bereich umfasst das Gehirn und Rückenmark und wird als hydraulisches System betrachtet, das von der Zerebrospinalflüssigkeit durchströmt wird. Diese Flüssigkeit unterliegt einem feinen, rhythmischen Puls, der als kraniosakraler Rhythmus bezeichnet wird.
Wenn dieses System aus dem Gleichgewicht gerät, kann der Energiefluss im Körper gestört werden, was verschiedene Beschwerden verursachen kann. Ein Osteopath ertastet mit seinen Händen Abweichungen in diesem Rhythmus. Durch sanfte Zug- und Drucktechniken versucht er, den Rhythmus wiederherzustellen und das System ins Gleichgewicht zu bringen. Dies aktiviert gleichzeitig die Selbstheilungskräfte des Körpers. Die kraniosakrale Osteopathie gilt als alternatives Heilverfahren, das darauf abzielt, das körperliche Wohlbefinden durch die Harmonisierung dieses sensiblen Systems zu fördern.
Einsatzgebiete der kraniosakralen Osteopathie
Die kraniosakrale Osteopathie wird häufig in der Schmerztherapie, gynäkologischen Osteopathie und Kinderosteopathie angewendet. Sie kann dabei helfen, Muskeln zu entspannen, Schmerzen zu lindern und den Körper zu regenerieren. Gleichzeitig kann sie sich positiv auf das Immunsystem, das Hormonsystem und die Psyche auswirken. Spannungszustände werden ausgeglichen, und die Vitalfunktionen können gestärkt werden.
Nachgewiesene Wirksamkeit bei chronischen Schmerzen und neurologischen Erkrankungen:
Studien belegen, dass die Cranio-Sakrale Therapie chronische Schmerzen und Beschwerden bei bestimmten Erkrankungen lindern kann, unter anderem bei:
- Fibromyalgie
- Nackenschmerzen
- Migräne
- Spannungskopfschmerzen
- Multiple Sklerose
Weitere Anwendungsbereiche
Die Therapie wird auch bei Asthma, ADHS, Demenz und Kinderkrankheiten angewandt. In der Kinderheilkunde unterstützt sie die Behandlung von Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten. Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose profitieren durch die Linderung von Schmerzen und Spannungen sowie die Förderung der Regeneration. Nach diesem Stand könnte Osteopathie bei Multipler Sklerose unterstützend für den Gesundheitsverlauf wirken!
Ganzheitlicher Ansatz
Besonders die Cranio-Sakrale Osteopathie setzt auf ein umfassendes anatomisches Wissen und geschulte Hände, um die feinen rhythmischen Bewegungen im Körper zu ertasten. Ziel ist es, diese Bewegungen zu harmonisieren und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.
Osteopathen nutzen allgemein sanfte Techniken, um Verspannungen zu lösen was besonders wichtig ist, wenn MS-spezifische Symptome wie Schmerzen auftreten oder bereits vorhanden sind.
„Als Heilmethode liegt der Osteopathie dabei die Annahme zugrunde, dass alle Bereiche des Körpers – Knochen, Muskeln, innere Organe und Rückenmark – über muskuläres Bindegewebe, die sogenannten Faszien, miteinander verbunden sind. „
Ich hoffe, du bist bis hier hin schon etwas mehr mit Wissen im Gepäck unterwegs! :)! Im nächsten Artikel erfährst du unter anderem wie Osteopathie bei Multipler Sklerose unterstützen kann.
Hast du bis hierhin Fragen? Dann immer hier her damit! 💪🏼
Liebe Grüße,
Alexandra 😊
Quellen:
1 https://www.osteopathie.de/osteopathie-was_ist_osteopathie–https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/bewegungsapparat/faszien.html#:~:text=Faszien%20sind%20Bindegewebsstrukturen%2C%20die%20Muskeln,ganzen%20K%C3%B6rper%20wie%20ein%20Geflecht
https://www.osteopathie-klima.de/ratgeber/drei-systeme-osteopathie