Kennst du deine Schutzstrategie?

Dies ist eine Fortsetzung des letzten Beitrags, in dem ich über das Fühlen von Gefühlen geschrieben habe. Denn heute geht es um unsere Schutzstrategien.
Es gibt Verhaltensweisen, die wir automatisiert einsetzen, um Gefühle zu vermeiden

Diese können unterschiedlich sein. Letztendlich geht es darum, eine Strategie anzuwenden, um nicht zu fühlen. Es geht auch darum, Gefühle zu vermeiden, die aufkommen KÖNNEN.
Schutzstrategien – wie das Wort schon sagt – wollen uns vor schmerzhaften Gefühlen schützen.
Es gibt verschiedene Strategien, die wir (oft unbewusst) anwenden.

1.Anpassung

Wir passen uns anderen Menschen und Situationen an, um Konflikte und Bewertungen zu vermeiden

2. Vermeidung

Wir vermeiden Situationen, die einen Konflikt auslösen oder uns herausfordern könnten.

3. Streben nach Kontrolle

Wir versuchen Situationen und Gefühle zu kontrollieren, um uns nicht mit ihnen auseinandersetzen zu müssen.

4. Kompensation

Wir kompensieren Gefühle, also unterdrücken sie. Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist ein Suchtverhalten. Indem wir z.B. unserer Gefühle durch Alkohol oder Drogenmissbrauch unterdrücken.

5.  Ablenkung

Es geht aber auch ohne Suchtverhalten, sondern durch einfach Ablenkung, z.B. indem wir uns mit Freunden treffen oder  Filme schauen. Hauptsache, die Gefühle werden verdrängt oder ignoriert und haben keine zeit aufzutauchen.

Meine Schutzstrategien

Bei mir war es so, dass ich kontrolliert habe.
Ich habe viel kontrolliert, um mir eine Art Schutz und Sicherheit zu schaffen.
Ich habe alles kontrolliert, was ich kontrollieren konnte. Meinen ganzen Tag. Im 5-Minuten-Takt! Ich dachte, so hätte ich alles unter Kontrolle, nichts könnte schief gehen und es würde mir immer gut gehen. So stark, dass es zum Zwang wurde!
Schließlich hat es mein Essverhalten und mein Gewicht beeinflusst. Gleichzeitig kompensierte ich meine Gefühle, indem ich viel oder nichts aß (Kompensation). Diese Mischung endete dann vor vielen Jahren in einer Essstörung.
Heute weiß ich, dass mich die Essstörung und die Zwänge vor etwas schützen wollten. Erst als ich das wusste, konnte ich sie loslassen.

Wie oben beschrieben, gibt es auch alltägliche Strategien, um nicht fühlen zu müssen oder Gefühle zu vermeiden.Schutzstrategien sind an sich gut gemeint! Denn sie wollen dich schützen.
Vielleicht gab es einmal eine Zeit, in der du so viel Schmerz gespürt hast, dich so einsam gefühlt hast, dass du dich unbewusst entschieden hast, das nicht mehr fühlen zu wollen.
Schutzstrategien wollen uns vor etwas schützen: Vor einem Gefühl, das wir irgendwann einmal in unserem Leben erlebt haben und das so schmerzhaft war, dass wir heute große Angst davor haben, es wieder zu fühlen. Aber vielleicht ist 1. die Zeit von damals vorbei, denn jetzt ist jetzt und 2. vielleicht bist du heute an einem Punkt, an dem du bereit bist, alles zu fühlen, was auftaucht, damit es geheilt werden kann. Und dabei kannst du Hilfe bekommen 🙂

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